Jetzt geht's los
Das Blog ist dem Tagebuch überlegen. Es bietet einerseits dem Verfasser die Möglichkeit sich in der Unendlichkeit und Unübersichtlichkeit des Internets zu verstecken und darin unentdeckt zu bleiben wie das klassische Tagebuch, das in der Schublade auf das Ableben seines Eigentümers wartet. Andererseits muss der Autor mit der Leserschaft, die das Netz in millionfacher oder auch nur dutzendfacher Zahl bereit hält, schon sogleich die Enthüllung seiner Gedanken einkalkulieren. Das herkömmliche Diarium hat ja wohl vor allem den Zweck, die privaten Gedanken zu ordnen und quasi schriftstellerisch zu pflegen, wodurch man sein Selbst zum Objekt macht, dessen Anschauung aber allein dem Verfasser vorbehalten bleibt. Außerdem stellt so ein Tagebuch eine Art persönliches Geschichtsbuch dar (wenngleich dies eine sehr ereignislose Geschichte sein kann). Für mich stellt diese Exklusivität ein Hindernis für die Dokumentierung meiner Lebenswelt dar, obwohl ich der Meinung bin, dass dies eine gute und nützliche Übung ist. Die Vorstellung eines (im besten Falle aufmerksamen) Publikums aber übt den nötigen Reiz auf mich aus, diese Übung weiter zu führen und mich auch einer gewissen Disziplin zu verpflichten. Andererseits will ich gar nicht so genau wissen, ob und wer da teilnimmt an meinen Gedanken – nicht zuletzt, weil ich mir nicht sicher bin, ob sie für andere überhaupt geeignet sind (nicht dass ich meine, dass sie sonderlich aufregend sind- sie sind es ganz bestimmt nicht!). Zwischen diesen beiden Extremen, die der Blog meiner Vorstellung nach aufweist, will ich mich aufhalten. Es ist als führe ich eine Rede vor einer unsichtbaren Zuhörerschaft, deren Präsenz mir aber klar bewusst ist. Solange sie „geheim“ bleibt, ist diese Zuhörerschaft attraktiv und beherrschbar und hat nichts Bedrohliches an sich. Somit schaffe ich mir quasi mein eigenes Publikum. Dabei interessiert mich (vorerst) nicht, was in der Blogosphäre, in der ich mich nun also aufhalte, sonst so passiert. Ich mache einfach nur mein Ding.
Katev - 22. Nov, 10:44