16
Dez
2007

Eine Unterschrift

Es war am Ende eine echte Zitterpartie, aber ich darf meinen Job für die nächsten neuneinhalb Monate behalten. Inmitten einer turbulenten und arbeitsintensiven Woche, die von widersprüchlichen Gerüchten und einem viertägigen Überstunden-Streik gekennzeichnet war, entschied sich mein Schicksal und das weiterer Kollegen, von dessen glücklichen Ausgang wir erst während der Betriebsversammlung am Mittwoch in Kenntnis gesetzt wurden. Die deutsche Konzernleitung traute sich nicht, die schließlich verfügte Verlängerung von zwanzig Zeitarbeitsverträgen allein zu verantworten, sodass noch die Spitze der Europa-Abteilung um Bestätigung ersucht wurde, was seit fünf Jahren nicht mehr vorgekommen war (wenn ich das richtig verstanden habe). Dazu bedurfte es noch zwei Tage des Abwartens. Als alles in trockenen Tücher war, ging dann die lang ersehnte Vertragsunterzeichnung recht schnell vonstatten (ich benutzte den Plastikkugelschreiber meiner Kollegin H.). Auch die innig erwartete Inbesitznahme neuer Sicherheitsschuhe, die ich von dieser Unterschrift abhängig gemacht hatte, war natürlich ein ziemlich unspektakulärer Akt.

Überhaupt habe ich bislang kaum Zeit gehabt, mich über den Erfolg zu freuen, da ich die eilig bewilligten Überstunden am Samstag auch noch mit abgeleistet habe (quasi zwangsläufig). Ich glaube, ich bin gestern um acht Uhr abends eingeschlafen, weil ich von alldem so erschöpft war. Doch bald schon kommt die Doppelwoche Weihnachten-Neujahr, in die nur zwei Arbeitstage fallen. Da finde ich hoffentlich genug Zeit zu entspannen und nachzudenken. Von Mitte Februar an habe ich fünf (vielleicht sogar sechs) Wochen Urlaub; spätestens da muss klar werden, was für eine Überlebenschance unser Stück hat und was ich als nächstes in Angriff nehmen werde. Ich kann die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise erst mal entspannt verfolgen. Meine Miete wird ebenfalls steigen, aber ich erwarte dafür eine Einstufung in eine höhere Lohngruppe. Ich weiß, dass ich von der „Arbeitsgemeinschaft“ mindestens siebzehn Monate verschont bleiben werde. Spätestens Ende August fängt aber das große Zittern wieder an. Bis dahin muss ich gelernt haben, mich weniger zu verausgaben.

Ich kann noch lange nicht von einer Stabilisierung sprechen, höchstens von einem taktischen Erfolg. Es steht zu befürchten, dass ich weiterhin im Status Quo verharren und keine Schritte aus der Isolation heraus unternehmen werde. Eines aber steht fest: Ich möchte nicht mehr so viel an die Arbeit denken müssen, sondern die wenigen Angelegenheit, die mir wirklich am Herzen liegen, wieder intensiv verfolgen, damit meine Zukunft nicht völlig von einer eventuellen Festanstellung abhängt. Auf Dauer wäre eine solche Arbeit nämlich keine Lösung. Wie gesagt, es handelt sich nur um einen Aufschub.
logo

Blog Katev

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Ich bin vierzig Jahre...
Ich bin vierzig Jahre alt. Ich hatte quasi noch nie...
Katev - 28. Dez, 13:34
Ich bin wieder da
Ich bin wieder da
Katev - 7. Dez, 11:50
Ich nahm heute vor einer...
Ich nahm heute vor einer guten Stunde meine erste blaue...
Katev - 27. Jan, 20:24
Burn belly burn
Ich lebe in einer Karnevalshochburg und liege allein...
Katev - 15. Feb, 18:28
Maya
Ich fühle mich von meinem Körper im Stich gelassen....
Katev - 11. Feb, 12:20

Links

Suche

 

Status

Online seit 6528 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 28. Dez, 13:38

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren